08 Jan Warum tut jemand etwas nicht?
Trägheit ist ein Phänomen, das viele Menschen betrifft. Es wird definiert als eine Unwilligkeit, körperliche oder geistige Anstrengungen zu unternehmen, und kann zu Problemen in sämtlichen Bereichen des Lebens führen.
Manchen Klienten ist es ein Rätsel, weshalb sie selbst es einfach nicht schaffen, bestimmte neue Verhaltensweisen aufzubauen. Die Frage, weshalb ein Mensch etwas nicht tut, ist wichtig. Denn nur, wenn man die Antwort darauf kennt, lassen sich passende Strategien finden, den Klienten bei seinem Vorhaben zu unterstützen.
Die Gründe, etwas nicht zu tun, lassen sich auf die folgenden drei Grundmuster herunterbrechen:
- Ich kann nicht.
- Ich will nicht.
- Ich darf nicht.
Klienten, welche von dem „Ich kann nicht“-Muster begrenzt werden, unterstütze ich damit, dass ich ihnen erkläre, wie man am besten neue Verhaltensstrategien aufbaut und wie man die erforderliche Fähigkeit trainieren kann. Die Wissensvermittlung steht hier im Vordergrund.
Wenn sich im Gespräch herausstellt, dass jemand eine Sache eigentlich gar nicht tun möchte, dann ermittle ich mit meinem Klienten die Gründe dafür. Hierbei werden mögliche Ängste, limitierende Glaubenssätze und im Verborgenen wirkende Vorteile des „Nicht-Könnens“ analysiert und berücksichtigt. Genauso führe ich mit ihm eine Kosten-Nutzen-Analyse durch und helfe dabei, passendere Maßnahmen und Ziele zu entwickeln.
Bei dem „Ich darf nicht“-Muster geht es meist um bewusste oder unbewusste Verbote. Es gilt herauszufinden, wo diese Glaubenssätze herkommen und dem Klienten bewusst zu machen, dass sie ihn in bestimmten Kontexten blockieren. Es ist wichtig, eine Differenzierung dieser Verbote durch die Arbeit an den Werten und Glaubenssätzen zu erreichen. Von übernommenen Werten und Glaubenssätzen, die für den Klienten nach reiflichem Überdenken weder stimmig noch hilfreich sind, sollte sich dieser verabschieden dürfen.
Der Professor für Persönlichkeitspsychologie Julius Kuhl (2010, 30) nennt seinerseits sieben Gründen, weshalb jemand etwas nicht tut.
- Gewohnheiten: Es fehlen hilfreiche Gewohnheiten.
- Aktivierung: Es fehlt an allgemeiner Handlungsenergie.
- Affekt: Es fehlt an positiver Energie etwa durch eine Depression.
- Stressbewältigung: Chronischer Stress z. B. durch Konflikte führen zur mangelnden Umsetzung.
- Motive: Keine emotionale Unterfütterung durch passende Motive.
- Ziele: Mangelnde Fertigkeit, Ziele zu entwickeln und zu formulieren oder geringe Kompetenzerwartung.
- Selbststeuerung: Mangelnde Kompetenz Misserfolge als Lernimpuls zu nutzen.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, dem Phänomen der Trägheit zu begegnen. Diese sollten natürlich zur jeweiligen Trägheitsursache passen.
- Setzen Sie sich klare und erreichbare Zwischenziele, damit sich regelmäßig Erfolgserlebnisse einstellen können.
- Fangen Sie klein an. Statt sich beispielsweise als Sporteinsteiger dreimal pro Woche eine 30-minütige Joggingeinheit vorzunehmen, kann es im ersten Schritt leichter sein, in Sportkleidung hinauszugehen und einfach spazieren zu gehen. So bauen Sie hilfreiche Routinen auf und können die Intensität mit der Zeit steigern, ohne sich zu überfordern.
- Belohnen Sie sich selbst, wenn Sie Ihre Zwischenziele erreichen. Dies ist beispielsweise möglich, indem man sich nach getaner Arbeit bewusst die Zeit für etwas nimmt, das man wirklich gerne tut (Premack-Prinzip).
- Beziehen Sie Freunde, Kollegen oder Familienmitglieder mit ein, um sich gegenseitig zu unterstützen und zu ermutigen. Das Abschließen von Wetten wird von einigen Klienten als sehr motivierend erlebt.
- Etablieren Sie eine feste Routine. Sobald Sie sich an das neue Verhalten gewöhnt haben, wird es Ihnen deutlich leichter fallen.
- Erinnern Sie sich, warum Ihr Projekt wichtig für Sie ist und malen Sie sich aus, welchen Nutzen es für Sie hat.
- Antizipieren Sie hinderliche Aspekte und bereiten Sie mental Strategien vor, mit diesen Widerständen umzugehen.
- Stärken Sie Ihr körperliches und psychisches Wohlbefinden, um mehr (Willens-)Kraft für Ihre Projekte zu haben.
- Suchen Sie sich externe Unterstützung, wenn Sie Schwierigkeiten haben, sich zu motivieren, zum Beispiel durch den Besuch eines Psychologen oder Coaches.
Fachliteratur:
Oettingen, G. (2015). Die Psychologie des Gelingens. Pattloch eBook.
Kuhl, J. (2010). Lehrbuch der Persönlichkeitspsychologie. Goettingen, Germany: Hogrefe.